man sitzt insgesamt viel zu wenig am Colorado

Ich hatte versucht, das Moped im Juni eher schnell für die Reise fertig zu machen, um in gemäßigten Sommertemperaturen im Südwesten der USA unterwegs zu sein. Das ist reichlich schief gegangen. Ich war zu langsam, die Hitze aber sehr früh sehr hoch. Ich habe mir die Möglichkeiten angeschaut, um dem etwas auszuweichen. Ich war vor 27 Jahren schon einmal hier und habe es damals aus Zeitgründen nicht geschafft, das Monument Valley zu besichtigen. Es liegt weiter entfernt von Las Vegas und der Pazifikküste als viele andere tolle Attraktionen hier. Deswegen viel es damals aus. Aber das ist mir wohl sehr im Hintergrund geblieben. Denn auf einem Fernreisetreffen von Horizons Unlimited (HUBB) habe ich einfach gesagt, dass es mein Traum wäre, wenn ich mit meiner XT500 durch das Monument Valley fahren würde. Jemand sagte mir dann unter 4 Augen, dass das ja gar nicht geht, maximal vielleicht mit einem vorausfahrenden Guide. Also die XT500 habe ich wegen Transportkosten und Schrauberitis – da ist bisher immer was dran zu schrauben gewesen – zu Hause gelassen. Das hätte so also gar nicht geklappt. Aber dann wenigstens mit der DR650? Mal sehen …

Mit der Vorhersage bis 38°C im Monument Valley und teils noch wärmer auf der Fahrt dahin, musste ich mich abfinden. Das ist dann eben so, wenn man im Juli dorthin möchte. Auf dem Weg zum Monument Valley liegt von LA aus Grand Canyon günstig auf der Strecke, auf dessen Rims man in 2000m Höhe zelten kann. Also bei nur wenig, aber erträglichen Temperaturen. Die Fahrt dahin mit einem Zwischenstopp im klimatisierten Motel, vollkommen ohne Abenteuer. Brauche ich auch nicht immer. Am Grand Canyon habe ich mir eine BackCountry-Permit besorgt, damit durfte ich IM Canyon auf dem Indian Garden Campground übernachten. Die anderen Nächte habe ich auf dem südlichen Rim ebenfalls im Zelt verbracht. Damit dort oben nicht alles für eine Nacht abbauen und irgendwo verstauen musste, habe ich mir ein Zelt geliehen. Das stellte sich als lustige Überraschung heraus. Aber es reichte, um mich vor Mücken und der Klapperschlange am Platz zu schützen. Das Foto zum Zelt sowie andere vom Canyon folgen weiter unten. Da im Grand Canyon im Sommer oben über 30°C sind, es unten im Canyon weit über 40°C. Also bin ich spät nachmittags auf dem Bright Angel Trail los gewandert, um am Abend den Sonnenuntergang an einem Aussichtspunkt (Plateau Point) genießen zu können. Die Nacht im Canyon war sehr anders, ganz andere Geräusche, Sternenhimmel mit Sternschnuppen. Einfach toll. Nach einer kurzen Nacht bin im Morgengrauen zum Colorado herunter gewandert, der Indian Garden Campground liegt noch 500m darüber. Am Colorado habe ich leider nur wenig Zeit verbracht, aber ein kurzes Bad am Rande ohne Strömung war dabei. Es gab sogar ein richtigen Strand mit feinem Sand! Man sitzt insgesamt viel zu wenig am Colorado.

Auf dem Weg herunter zum Colorado kamen mir morgen vor 06:00 auch schon einige entgegen, mit ähnlichem Plan. Sie hatten auf der Nordseite des Colorado übernachtet Ich wollte um 08:30 wieder am Campingplatz im Canyon zurück zu sein. Das war so auch der mit dem Ranger vom BackCountryOffice vereinbarte, zeitliche Rahmen. Seine Hauptaufgabe schien es zu sein, Leute von der Hitze aus dem Canyon abzuhalten. Er. sagte mehrfach: „Look here, this is the temperature table. Here you see, it has Fahrenheit and Celsius. You are from Germany, right? So look, tomorrow, when are not finished with this part, you will have 49°Celsius in the sun, just here, where you want to hike, uphill!“ Währenddessen hämmerte er mit dem Zeigefinger auf die 49 und zwischendurch auf die Serpentinen des Pfades Richtung Colorado. Also gut, ich bin ja nicht so übergewichtig. „My physical condition is fine, you know?!“ Ich wollte aber mit dem Aufstieg nicht bis nachmittags warten. Also um 10:00 los, das dämliche Zelt als schwerstes Gepäckstück dabei. Hat geklappt, aber mit viel Schweiß. Es waren aber auch keine 49°C, deutlich drunter!

Abstieg

Am Abend zum Plateau-Punkt

Das Zelt – man beachte die Form der Stangen und den Abstand zwischen Stangen und Netz-Innenzelt 😂 die Stangen waren zu lang

Zum Colorado und zurück

Ein paar Bilder vom Plateau/Rim aus

5 Kommentare

  1. … das hat sich mal wieder gelohnt, es sind ganz bezaubernde Landschaftsaufnahmen dabei! Danke fürs Teilen und dir eine gute weitere Reise 😊👍mit lieben Grüßen

  2. Hi Arnulf,
    krasse Landschaft die Du da durchwandert hast. Tolle Fotos und die Nacht im Zelt bestimmt ein besonderes Erlebnis.
    Viele Grüße aus dem nicht ganz so heißen Rheinland.

  3. Am Grand Canyon sind schon soo viele Leute gewesen, und diese Fotos sind insofern nichts besonderes. Aber umgekehrt, wie das so ist, es hat ja auch seinen Grund, warum so viele Leute dorthin fahren. „Stunning“ nennt man die Ausblicke auf englisch, das trifft es für mich am besten.
    Das mit dem Zelt wear wirklich lustig. Nachdem ich ca. 20 Minuten alles Mögliche hin und her ausprobiert hatte, kam ein netter Mann aus New Jersey herüber, und fragte, ob er helfen könnte. Nach 3 Minuten waren wir uns dann einig, dass da echt nichts anders zu machen war. Später, am Plateau Point, traf ich ihn und seine Freundin noch einmal, ich lachte darüber und sagte dazu nur „Pura Vida“, wie man das in Coast Rica so eben gesagt hätte. Und dann stellte sich heraus, dass sie aus Costa Rica kam und freute sich, meine rote Pura-Vida-Costa-Rica-Trinkflasche zu sehen. Sehr nette Begegnung mit einem kleinen Flashback.
    Man sieht und trifft eh sehr viel Spanisches im Südwesten, mehr noch in California, ist aber auch nicht überraschend, aber neu für mich. Immer wieder Spanisch im Restaurant, im Supermarkt zweisprachige Schilder, usw. Und es ist immer wieder ein kleiner Aufhänger „Woher kommst Du, Du sprichst ja spanisch, …“ (versuche dann auch mein Spanisch) für einen kurzen Schnack.

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