Wir haben mit den Verkehrsmitteln hier eine Reise in der Reise hinter uns. Gelesen haben wir an verschiedenen Stellen, dass die Ticos für uns europäische Gringos gewöhnungsbedürftig und eher rücksichtslos fahren. Nach meinen Erfahrungen in Bali – ich halte die Verkehrsteilnehmer dort für wirklich rücksichtsvoll, aber eben zu zahlreich und ohne sichere und mit teils vollkommen überladenen Fahrzeuge unterwegs – wollte ich das Vorurteil über die Ticos nicht annehmen.
Wir sind hier meistens ohne Mietwagen unterwegs. Das ist uns hier zu teuer. Also haben wir in der Karibik und auch hier im Zentraltal, bei La Fortuna, mit den lokalen Fortbewegungsmöglichkeiten beschäftigt und alles ausprobiert, was so angeboten wird: TukTuks, Taxis, Uber, Busse, Sammeltaxis und vermutlich noch mehr. Legal waren bisher nur Busse und Taxis. Die nicht legalen Gruppen haben keine Problem, darüber zu sprechen und informieren sich alle gegenseitig, wo gerade die passende Polizei unterwegs ist, um sie abzufangen – per Whatsapp, was sonst.
Anfangs fanden wir das mit dem den TukTuks natürlich cool. Damit zum Strand macht einfach Spaß. Es gibt ein/zwei Selfies von uns, mit wehenden Haaren, breiten Grinsen – die sprechen für sich, die kommen aber nicht in den Blog. Aber wir machten auch negative Erfahrungen. Ein Bus, der mit 80 über die nicht ausgebaute Landstraße brettert und von einem Whatsapp-enden Busfahrer geführt wird, erweckt kein Vertrauen. Auch die Art, Personen irgendwo an der Straße aufzulesen, machte keinen Spaß. Wurde die Stop-Taste bedrückt oder stand jemand an der Straße, der die Hand heraus hielt, ging er voll in die Eisen. Danach wurde dann auch schnell wieder durchgestartet. Ich versuche/versuchte beim Busfahren gelassen zu bleiben, bin es vermutlich auch eher als die anderen drei, die aber schon echte Angst bekamen. Busfahren vermeiden wir inzwischen.
Die TukTuks sind doch dagegen viel langsamer! Aber … das ist auch nicht besser, wenn man einen TukTuk-Fahrer erwischt, der kaum Erfahrung hat – sowohl mit dem Gefährt als auch mit den Örtlichkeiten. Dieser hier hatte absolut keine Ahnung, wo die Straße mit der Entrada Pane Dulce sein sollte, die aber schon seit vielen Jahren ortsbekannt ist. Wir hatten einfach Pech. Er fuhr erst den dritten Tag TukTuk in einer für ihn anscheinend fremden Gegend. Wir wollten zu einem Workshop auf einer Chocolate-Farm, bei der wir selber noch nicht vorher gewesen waren. Wir wollten einfach nur alles über traditionelle Schokoladenherstellung lernen, vom Baum bis in die Gießform. Die Art und Weise – mit Schweigen – wie unser TukTuk-Fahrer auf Fragen und andere Form der Kommunikation reagierte, machte mich irgendwann hilflos und ein klein wenig ungehalten. Er war dann zum zweiten Mal von der befestigten Landstraße auf eine Schotterstraße abgebogen. Er wendete ungeschickt über ein Privat-Grundstück, wo wir uns Blicke einfingen und fuhr zurück zu Hauptstraße. Um vom Schotter auf den Asphalt zu kommen, mussten wir mit dem dreirädrigen TukTuk eine deutliche Stufe hochfahren. Jeder, der schon einmal ein bisschen mit Fahrzeugen mit kleinen Vorderrädern gefahren ist, weiß, dass es hilfreich, die Stufe senkrecht anzufahren. Er versuchte es in einem wirklich spitzen Winkel. Ich dachte noch: „…was macht er da???“. Aber da war es schon zu spät. Er rutschte mit dem zentralen, einzigen Vorderrad die Stufe entlang und kam nicht hoch. Nun fuhren wir ein oder 2 m neben der Straße auf den 2m-tiefen Graben zu. Das rechte Hinterrad rutsche auch schon im feuchten Gras, das TukTuk war innerhalb von Bruchteilen einer Sekunden in gefährlicher Schieflage, so dass es hätte kippen und sich überschlagen können. Der Fahrer lehnte sich nach außen, ich dann schnell auch – wie bei einem Motorradrennen mit Seitenwagen: Die Hände am Gerüst, die Füße auf der Kante, den Hintern so weit wie möglich zur Straße hin. Irgendwie muss Jasper auf meiner Seite zur Straße herausgekommen sein, Vega und Valeska dann nach unten. Wir konnten mit größter Anstrengung das Kippen verhindern, vor allem wegen der Hilfe andere Personen, die sich beeilt hatten, um zu helfen Aber vor allem wegen Valeska, die vagemutig unten stand und das TukTuk hielt. Ein Motorrad mit zwei jungen Frauen fuhr langsam vorbei, wie andere Schaulustige auch, Valeska bat um Hilfe. Die Sozia nahm aber nur das Smartphone heraus und machte lachend eine Video. Ich erinnere mich nur noch daran, als schon mehrere andere Personen halfen, dass ich zu Valeska sagte, sie solle das TukTuk lieber loslassen und zu den Kindern gehen. Ein Wunder, dass nichts ernsthaftes geschah. ohne den Schock dabei mindern zu wollen.
Und dann? Irgendwann war es wieder auf der Straße, alle erleichtert, außer Atem, kopfschüttelnd und ähnliches. Valeska und ich verständigten uns schnell, nicht mit dem TukTuk weiterzufahren, Valeska holte unsere Sachen aus dem TukTuk und dann – fuhr dieses mit dem Schweiger einfach weg. Kein Danke, kein Ersatz, keine Entschuldigung – zu niemanden. Unglaublich.
Wir haben es später noch einmal geschafft, uns zu überwinden und sind noch ein-oder zweimal mit einem TukTuk gefahren, damit wir alle mit einem positiven Gefühl TukTuk-Fahren abschließen konnten. Den Fahrer haben wir wieder gesehen, aber der drehte nur immer seinen Kopf ganz weit weg, wenn er uns sah!!
Ich hatte noch ein Foto wegen des Nummernschildes gemacht…
Was für eine Geschichte!
Da bin ich aber froh, dass ihr alle “nur” mit einem großen Schrecken davon gekommen seid! Ja, ihr seid sehr mutig und heldenhaft, denn natürlich ist es nicht verwunderlich, solche Erfahrungen in einer so anderen Kultur zu machen 😀 … doch wer nicht wagt, der sieht auch nichts von der Welt!
Danke fürs Teilen der Geschichte und danke an das Universum, dass es eure Reise und Erfahrungen so schön bewacht! Ganz liebe Grüße an euch aus Bonn, Konni
Gut dass es euch gut geht!!!
Wir haben unsere Konsequenzen gezogen, morgen geht es mit dem selbst gesteuerten Mietwagen, nur für einen Tag gemietet, fast ohne Navi, mit analoger Landkarte auf dem Schoß des Beifahrers, nach Sámara. 😀👍